Erster Beleg zur Beschlagnahmungsaktion in Baden
Der Minister des Innern Karlsruhe, den 21. Oktober 1940.
Nr. 88940
Unterbringung volksdeutscher Umsiedler
in Baden
An die Herren Landräte, Polizeipräsidenten, Polizeidirektoren und Oberbürgermeister der Stadtkreise.
Gauinspekteur Brust in Karlsruhe ist vom Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums mit der Einsatzführung Baden der volksdeutschen Mittelstelle beauftragt worden.
In dieser Eigenschaft hat Gauinspekteur Brust mir mitgeteilt:
„Die volksdeutsche Mittelstelle -Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums-führt gegenwärtig die Umsiedlung der volksdeutschen Minderheiten aus dem Südbuchenland und aus der Dobrudscha durch. Im Rahmen dieser Aktion sollen im Gau Baden etwa 15000 volksdeutsche Umsiedler während der Wintermonate in Sammellagern untergebracht werden. Als Lager sollen verwendet werden Heil-und Pflegeanstalten, nicht mehr benötigte Reservelazarette, Hotel- und Gasthaussäle, Klöster u. ä. Räumlichkeiten, die gegebenenfalls gem. Erlass des Reichsführers SS und Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums O/21 b/30.12.39 Cr/I v. 30. Dezember 1939 und O/21 b 30.12.39 Fa/Ko. vom 28. August 1940 beschlagnahmt werden können.
Mit dem Antransport der Umsiedler, die nur persönliches Gepäck mit sich führen, muss in Kürze gerechnet werden.
Ich bitte, die Ihnen unterstellten Behörden anzuweisen meine Beauftragten in den Kreisen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen.“
Ich gebe hiervon zur Beachtung Kenntnis.
Die bei der Durchführung der Freimachung gewonnen Erfahrungen werden bei der Unterbringung der Umsiedler zweckentsprechend verwertet werden können.
Die Inanspruchnahme von Räumen hat gegebenenfalls nach Massgabe der Bestimmungen des Reichsleistungsgesetzes vom 1. September
1939 zu erfolgen.
Im Auftrag
(unleserlich)
Staatsarchiv Freiburg B 725/1 Nr.4735
Zustandsberichte
Belegung des Lagers Eigenstätter Hof
A b s c h r i f t
Dr. med … den 9.11.40
prakt. Arzt Herrn Amtsleiter
Straubing Dr. Hessler
Bayreuth
Erlangerstrasse 13
Lager Eigenstetter Hof
Straubing
Ittlingerstr. 14
Betrifft: Wochenbericht, Rundschreiben U 6
1. Umsiedlerlager Eigenstetterhof Straubing Ittlingerstrasse belegt mit 54 Personen, davon 37 Männer, 8 Knaben, 1 Mädchen und 8 Frauen.
Das Lager hat nach den Vorschriften für Gemeinschaftsräume nur Platz für 26 Personen, nachdem nur der Gemeinschaftsraum mit 130 qm Flächeninhalt belegt werden darf und der nur durch eine Bretterwand davon getrennte Kranken- und Absonderungsraum mit 25 qm Flächeninhalt für Kranke und das zum Schlafen im Lager verpflichtete Sanitätspersonal freibleiben muß.
Nun wurde das Lager bereits am Eröffnungstage mit 46 Personen belegt und erneut am 4.11. mit weiteren 9 Personen und zwar 8 Frauen und 1 Mädchen, die vorderhand im Krankenraum untergebracht sind, belegt.
Damit ist der Gesamtraum von 155 qm mit 54 Personen (1 Mann ins Krankenhaus überwiesen) belegt, so dass statt des in der Dienstanweisung und im Rundschreiben als Mindestzahl geforderter Satz von 5 qm für jede Person in keiner Weise erreicht wird, vielmehr wird nicht einmal der Satz von 3 qm, der für Schlafräume allein gültig ist, erreicht.
Der Lagerarzt wurde vor der Neubelegung mit Frauen nicht verständigt.
Die neuzugegangenen Frauen stammen aus dem Lager Karmeliterkloster Straubing, in dem nach Meldung des dortigen Lagerarztes ein Fall von Scharlach und Typhus zu melden ist.
Infolge dieser Überbelegung ist es 1. nicht mehr möglich, dass die Sanitätshilfskraft im Lager schläft. 2. Habe ich auch für leichtere Erkrankungen keine Möglichkeit, diese im Lager zu behandeln, da dies im allgemeinen Raum, der meist schlecht gelüftet ist, nicht möglich ist. Ich habe das Amt für Volksgesundheit und die Krankenhäuser davon verständigt, dass ich auch kurzdauernde Krankenfälle ins Krankenhaus verlegen muss.
Nach persönlich gewordener Mitteilung der Amtsleitung der NSV Straubing soll der Gemeinschaftsraum durch Holzzwischenwände in einzelne Familienräume aufgeteilt werden. Las Lager eignet sich in keiner Weise dafür, da im Haus kein Abort ist und nur 9 Waschgelegenheiten. Auch fehlen die Waschräume.[…]
Heil Hitler!
gez. Dr. …
Staatsaarchiv Bamberg M 33, Nr. 635
Zustände im Lager Neustift
S/Schr. Bayreuth, . März 43
Der Kreiseinsatzführer
An den
Reichskommissar f. d. Festigung
deutschen Volkstums
Gaueinsatzführer
Oberbereichsleiter
Parteigenosse Horlbeck
Betr.:Umsiedlerlager Neustift Sl.
Die Weiterführung des mit slowenischen Kindern belegten Umsiedlerlagers Neustift in der bisherigen Form ist kaum mehr möglich.
Bei einer eingehenden Kontrolle mußte ich feststellen, daß es an Vielem fehlt.
Zur Ausstattung der Räume ist die Beschaffung von 55 Stühlen, 20 Spinden und 10 Tischen unerläßlich. Des Weiteren ist es sehr notwendig die einzelnen Räume mit geeigneten Bildern auszuschmücken um diese etwas wohnlicher herzurichten.
Weiterhin ist es dringend erforderlich, daß für den Deutschunterricht eine Lehrkraft bereit gestellt wird. Die Kinder haben unter Anleitung des Lagerführers […] bis jetzt ausserordentlich günstige Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht, notwendig ist aber, daß ein einheitlicher Lehrplan durchgeführt wird.
Für den einzurichtenden Kindergarten (ca. 20 Kleinkinder) wäre die Beschaffung von Kindergartenmöbeln notwendig.
Des weiteren fehlt es im Lager selbst an Scheuertüchern, Schruppern, sowie Handbesen.
Die gesamte Badeeinrichtung besteht bisher aus einer einzigen Wanne und wäre auch hier dringend eine Erweiterung angebracht, vor allem die Erstellung eines gemeinsamen Waschraums.
Für die persönliche Betreuung der Kinder fehlt es so ziemlich an allem. Notwendig ist die Beschaffung von:Knabenhosenträgern, Schnürbändeln, Nähzeug, Nadeln, Faden, Wolle, Stoff zum ausbessern, Strumpfbänder, Kindermützen, Hausschuhe, Gesellschaftsspiele sowie Spielwaren für Kleinkinder, Kämme, Zahnbürsten und Badetücher.
Die Betreuung des Lagers wird zur Zeit von 2 DRK.-Helferinnen und einer NSV.-Kindergärtnerin durchgeführt. Es wäre dringend notwendig diese Kräfte um ein bis zwei Schwestern, welche eventl. durch das Kloster gestellt werden könnten, notwendig.
Ich möchte weiterhin den Vorschlag machen die Kinder evtl. mit anderen Lagern auszutauschen, damit jeweils gewisse Altersgruppen in einem Lager vereinigt und dadurch vor allem erreicht werden kann, daß die 14 – 17 jährigen Knaben und Mädchen einer geeigneten Beschäftigung zugeführt werden können.
Ich habe die ganze Angelegenheit mit den Beauftragten der Volksdeutschen Mittelstelle Parteigenosse P a n z e r und B r a u n bei ihrem letzten Besuch durchgesprochen und sind Beide eingehend über die geschilderten Verhältnisse orientiert.
Nach einem Ausspruch des Beauftragten des Reichskommissars SS.-Obersturmführer A l t e n a sollen diese Kinder zu wertvollen deutschen Volksgenossen erzogen werden, was aber unter den gegebenen Verhältnissen kaum möglich ist.[…]
Heil Hitler!
S.
Kreiseinsatzführer
Satzbau, Rechtschreibung und Interpunktion folgen weitestgehend dem Original
Bundesarchiv Berlin R 59/112, Blatt 62,63.
Das Lager war belegt mit 65 „Slowenen- Sonderfällen Jugendliche“. Beleg ebd., Blatt 52. Weitere Informationen finden Sie hier.